Netzwerke Schweiz
In der Schweiz und in vielen Foren werden immer wieder verschiedene Abkürzungen verwendet sowie Ausdrücke für verschiedene Technologien. Diese werden in der Schweiz oder allgemein verwendet in der Netzwerktechnik. In der Schweiz wird das “Internet” durch 2 Arten von Providern installiert. Es gibt 3 klassische Provider welche aus der Telekommunikationsbranche bekannt sind (Swisscom, Salt, Sunrise). Diese Telekommunikationsunternehmen sind Privatunternehmen mit Ausnahme der Swisscom welche zu 51% dem Bund gehört.
Die zweite Art von Provider sind die Kabelunternehmen, von denen gibt es einige in der Schweiz. Meistens sind das auch Stromversorger oder Unternehmen die auch in der Wasserversorgung tätig sind. Da gibt es private Unternehmen sowie Unternehmen die einem Kanton oder Stadt gehören. Diese Unternehmen bauen in der Schweiz das “Internet” und sie sorgen dafür das grundsätzlich jedes Haus erschlossen wird.
Geschichte
In der ganz frühen Geschichte wurde generell einmal das Telefonkabel verlegt, dies wurde von der damaligen PTT heute (Swisscom) gemacht. So kam jedes Haus in den Genuss von der Telefonie. Ich finde es übrigens interessant, dass viele sagen: “früher hat das Telefon keinen Strom gebraucht, man konnte es einfach einstecken!” Ich würde einmal behaupten, dass auf der anderen Seite also beim Telefonnetzbetreiber ganz sicher Strom auf die Leitung geschaltet wurde. Daher wäre bei einem Blackout auch das alte Telefonnetz funktionsunfähig geworden sobald bei der PTT auch kein Strom mehr geflossen ist.
Mit der Zeit wurde das Fernsehen immer populärer und es entstanden lokale Gemeinschaftsantennen und Verbunde sowie Städtische Werke welche ein Koaxialkabel in die Häuser zogen. Dieses Kabel wird auch “Coaxial / Koaxialkabel” genannt. Der PTT Telefondraht (2-Draht, 2-adriges Telefonkabel) welcher bereits in jedem Haus vorhanden war hatte auf einmal einen Konkurrenten erhalten. Hier ist anzumerken, dass das Koaxialkabel während dem zweiten Weltkrieg bereits verlegt wurde, es wurde damals jedoch nur für den Empfang von Radio eingesetzt. Das Telefonkabel gab es natürlich zu dieser Zeit bereits wenn auch noch nicht in jedem Haus.
Klassischerweise wurde das Koaxialkabel auch TV-Kabel genannt, denn man konnte darauf auch TV sehen (ab ca. 1950’er Jahre). Falls man kein TV-Kabel hatte musste man sich eine Satellitenschüssel besorgen, um ein TV-Signal zu erhalten. Bis in die 1980’er Jahre gab es daran nichts zu rütteln.
Was kaum jemand weiss, in Deutschland wurde zu dieser Zeit beschlossen, dass Glasfaser zu teuer ist und man deshalb das Glasfaser nicht grossflächig ausbaut. In der Schweiz war Glasfaser für die grosse Masse noch ein Fremdwort. Für die Vernetzung von grossen Backbones wurde aber auch in der Schweiz bereits Glasfaser eingesetzt. Die Erste Internetleitung welche von Switch realisiert wurde, wurde mittels Glasfaser erstellt.
Mit dem Siegeszug des Internets, welcher ab 1995 begann. Massgebend war daran der Erfolg von Windows 95 und Windows 98, wurde das Internet immer populärer. Auf einmal waren es nicht mehr Universitäten, internationale Konzerne oder Staatliche Einrichtungen welche das Internet benutzten.
Der Personalcomputer (PC) sowie die klickbare Oberfläche von Windows und die neuen Fertigungsmöglichkeiten der Komponenten drückten den Preis und machten den PC zum Alltagswerkzeug.
Gehen wir in das Jahr 1995, ich war damals 7 Jahre alt, und mein Vater kaufte unseren ersten Computer (ohne Internet) es war ein Intel Pentium 1 mit 120 MHz und Windows 95!
Zu dieser Zeit war das Internet für viele noch ein Fremdwort, so auch für mich und unseren Haushalt. Doch 1997/1998 änderte das sich das. Durch den Fax welcher in den 90’er auch bei den Privatpersonen Einzug hielt, sammelte die PTT damals die ersten Erfahrungen für die Datenübertragung mittels ihrem Telefonkabel. Die Gemeinschaftsantennen waren zu dieser Zeit noch im Schönheitsschlaf und den Ausdruck “Kabelinternet” respk. Internet über das TV-Kabel, gab es noch nicht (ausser vielleicht in gewissen Laboren).
Auch wir erhielten mit Windows 98 einen neuen Computer und auch andere Haushalte besorgten sich einen Computer um. Die Computerspiele wurden populär und die ersten Lanpartys fanden bereits in der Schweiz statt. An diesen Lanpartys wusste man bereits was ein Netzwerk ist und was man damit machen kann. Die PTT wurde zerschlagen und es entstand zum einen die Post AG sowie die Swisscom AG. Tausende Haushalte in der Schweiz fingen an bei der Swisscom Internet zu bestellen. Die damaligen Modems mussten sich einwählen und die Telefonleitung war besetzt sobald man mit dem Internet verbunden war. Erste Webseiten wurden bekannt und man konnte doch schon das eine oder andere im Internet nachschlagen und Google war auch bereits da. Den Umstand dass die Telefonleitung besetzt war nutzten die Kabelnetzbetreiber und langsam verstanden auch Sie, dass Sie etwas machen müssen.
Ender der 1990’er lancierte insbesondere die damalige Cablecom (UPC Schweiz) eine Werbekampagne und das Breitbandinternet. Die anderen Kabelnetzbetreiber zogen mit und in vielen Schweizer Haushalten wurde die TV-Dosen ausgewechselt so dass nun nebst TV und Radio noch ein dritter Anschluss hinzu kam. Sobald man die Dosen gewechselt hatte, konnte man mit 64 Kbit’s und dann sehr rasch mit 128 Kbit’s unlimitiert surfen. Der Telefonanschluss oder die TV / Radio Anschlüsse waren nicht blockiert. Die Swisscom und anderen Telekomanbieter mussten etwas tun und lancierten kurzerhand ADSL, die ISDN Technologie verschwand bereits wieder, denn niemand wollte blockierte Telefonleitungen nur weil man im Internet ist und die Geschwindigkeit war sowieso mit 54 Kbit’s eher langsam. Obwohl online zu lesen ist, dass 1996 das Internet schon recht bekannt war, würde ich das ein wenig bezweifeln. Zu dieser existierte nicht einmal Windows 98 und mit Windows 95 surften nur wenige Personen.
Anfang der 2000’er hat aber definitive das Breitbandinternet Einzug gehalten und es kamen immer mehr Benutzer sowie schnellere Abos auf den Markt. Es ging von 128 Kbit’s auf 256 Kbit’s und weiter mit 512 Kbit’s, bei dieser Marke blieb es dann etwas länger bevor es dann in Richtung 10 Mbit’s ging. Interessanterweise habe auch ich bis jetzt nur vom Download gesprochen, was ist eigentlich mit dem Upload? Schliesslich sind zu diesem Zeitpunkt Tauschbörsen auf dem Höhepunkt angelangt. Der Upload wurde immer mehr ein Problem insbesondere wenn man anfing selber sich mit dem Internet auseinander zu setzen kam man damals rasch an die Grenzen. Hätte man nicht damals bereits Glasfaser in Neubauten verlegen können?
Ja hätte man können doch bei den Kabelnetzbetreibern herrschte die illusorische Meinung, dass man mit dem dicken Koaxialkabel unendlich viel Bandbreite hat und dies noch ewig reichen werde. Bei der Swisscom läuteten damals wohl schon die Alarmglocken da die beiden dünnen Telefonie-Drähte wohl bald schmelzen werden. Da die letzte Meile bei der Telefonie nach wie vor der Swisscom gehört ist es wesentlich, dass die Swisscom an Board ist damit auch andere Provider davon profitieren können und Geschäfte aufbauen können. Zum Glück gab es dann innovative städtische Kabelnetzbetreiber oder städtische Werke sowie erste Gemeinden die zwischen 2005-2010 die Glasfasertechnologie entdeckten. Glasfaser ist keinesfalls neu zu diesem Zeitpunkt und wer sich mit Übertragung nicht auskennt dem hilft der folgende Satz. Was ist schneller als Licht? Die Antwort lautet: bis heute (2022) nichts! Nun verlegten also die ersten städtischen Werke bis in die Wohnung Glasfaserkabel aber das war nur in Städten der Fall oder in einzelnen Gemeinden.
Bei der Swisscom schrillten die Alarmglocken ein weiteres Mal. Warum soll ein Haushalt ein Telefonkabel haben wollen, wenn man mittlerweile über ein Glasfaserkabel: Internet, Telefonie und TV haben kann. Folglich, wurde ein runder Tisch einberufen und man einigte sich auf: nichts oder doch auf etwas? Ich war nicht dabei und das einzige schriftliche Protokoll habe ich gelesen. Dort drin steht, dass man 4 Fasern Glasfaser in einen Haushalt zieht. So wurde in der ersten Glasfaser Runde ca. 2008-2014 tausende Haushalte erschlossen und erhielten 4 Fasern. 1 Faser für den Service Provider welcher das Glasfaserkabel gezogen hat, eine Faser für einen weiteren Anbietern und 2 Reserve.
Quelle: https://www.bakom.admin.ch/dam/bakom/de/dokumente/tc/telekommunikation/technische_empfehlungenzurinstallationderglasfaserindengebaeuden.pdf.download.pdf/technische_empfehlungenzurinstallationderglasfaserindengebaeuden.pdf
Speziell erwähne ich den Abschnitt:
“Diese Norm ist freiwillig und für keine Partei rechtlich bindend. Die Arbeitsgruppe empfiehlt aber
jeder Partei, die FTTH in Gebäuden installiert, diese Norm einzuhalten.”
Als Teilnehmer wurde auch die Swisscom aufgelistet somit kann man davon ausgehen dass Sie auch daran mitgewirkt haben.
Die erste Phase der Glasfaseroffensive geht langsam zu Ende. In den Städten und grösseren Gemeinden gibt es bereits Glasfaser bis in die Wohnung. Auf dem Land und den Agglomerationen ist jedoch meistens noch kein Glasfaser vorhanden. Wir schauen auf die Kabelnetzbetreiber und sehen, dass diese sich mit DOCSIS 3.0 relativ sicher fühlten aber doch erste Entscheide getroffen wurde und man auf DOCSIS 3.1 umrüsten musste. Dabei hängt der DOCSIS 4.0 Standard welcher im 2020 veröffentlicht wurde mit 10 Gbit’s Download und 6 Gbit’s Upload doch auch schon hinterher. Im 2013 gab es übrigens bereits 10 Gbit’s RJ45 Karten für 350.00 Fr. (neu).
Spätestens jetzt erkennt jeder, dass man mit DOCSIS und dem Steinzeit Telefondraht eindeutig die falsche Technologie einsetzt. Einige Kabelnetzbetreiber waren aber bis 2018/2019 der Meinung, dass FTTH nicht nötig sei und schwenkten erst dann auch bei Neubauten auf FTTH um. Was für kurzfristiger Fehlentscheid! (Meine Meinung). Aber genau zu dieser Zeit schmiedete die Swisscom am Ausbau für die Agglomerationen und kam dabei auf die Lösung P2MP. So wurden dann ab ca. 2019 die ersten P2MP Netze gebaut. Man war rasend schnell doch auf welche Kosten? Init7 hat sich an die WEKO gewandt und kurzerhand die Swisscom vor Bundesgericht gezerrt hier sind wir nun und warten auf der Bundesgerichtsurteil.
P2P – Point to Point
Point to Point oder auch P2P ist nicht zu verwechseln mit peer to peer. Auch hat P2P nichts mit XGS-PON zu tun. Ich habe unzählige Interviews und Berichte gelesen, wo genau das verwechselt wird. Eine Punkt zu Punkt Verbindung (P2P) ist eine Art wie man Netzwerke bildet und Komponenten untereinander zusammenhängt. Es bedeutet Punkt zu Punkt das heisst, dazwischen gibt es keinen Splitter oder ein weiteres Gerät welches die Verbindung unterbricht.
P2MP – Point to Multi Point
Eine Punkt zu Mehrfach Punkt Verbindung Verbindung. Das bedeutet in Verbindung mit Glasfaser in der Schweiz, dass in der Strasse ein Verteiler eingesetzt wird, von diesem Verteiler werden dann Glasfasern in die Häuser gezogen. Diese Verkabelungsart wird in der Schweiz vorzüglich von der Swisscom eingesetzt. Wegweisende Technologie sieht für mich anders aus. Stellt euch vor falls diese 10 Gbit’s nicht mehr ausreichen dann müssen tatsächlich wieder alle Schächte geöffnet werden!
Abkürzungen
Ich bin im Zusammenhang mit Glasfaser immer wieder mit Begriffen konfrontiert worden. Hierzu habe ich eine Liste erstellt und Beispiele dazu aufgelistet. Bitte beachte dass diese Liste nicht vollständig ist und zum Teil Begriffe enthält welche wohl nur in der Schweiz oder bei einigen Telekomanbieter eingesetzt werden. Das bedeutet diese Abkürzungen können in anderen Zusammenhängen auch eine andere Bedeutung haben.
Abkürzung | Erklärung | Beispiel |
P2P | Point to Point | |
P2MP | Point to Multi Point | |
PON | Passive Optical Network | |
XGS-PON | 10 Gigabit Symmetrical Passive Optical Network | |
EPON | Ethernet Passive Optical Network | |
GPON | Gigabit Passive Optical Network | |
FTTH | Fibre to the Home | Glasfaser bis in die Wohnung / Keller |
FTTC | Fibre to the Curb | |
FTTS | Fibre to the Street | Glasfaser bis zur Strasse |
FTTB | Fibre to the Building | Glasfaser bis zum Gebäude (Hausanschluss) |
FTTD | Fibre to the Door | Glasfaser bis zur Haustüre (In der Schweiz wohl FTTB) |
FTTA | Fiber to the Antenna | |
FTTR | Fiber to the Radio | Glasfaser zur Mobilfunk-Antenne |
FLL | Fibre local loop | |
Konvergente Technologien | Annähernde Technologien | Es gibt noch keine Technologie welche an das Glasfaser heran kommt. (Apfel mit Birne Vergleich) |
BEP | Building Entry Point | Eingang der Kabel mit Verteiler der Kabel beim Gebäude. |
OTO | Optical Telecommunications Outlet | Glasfaser Dose, die eindeutige Kennung |
DD | DSL-Dose | |
WV | Wohnungsverteiler | |
KS | Kommunikationssteckdosen | |
AV | Anschlussverteiler | |
OTO Hybrid | DSL Steckdose mit Glasfaser | |
BSO | Bedienter Standort | |
FD | Floor Distributor | |
ZV | Zwischenverteiler | |
NTS | Netztrennstelle | |
UKV | ||
Best effort | Bestmögliche Leistung, keine Garantie für die Leistung | |
BV | Betriebsvertrag | |
CO | Central Office | Glasfasernetz Anschlusszentrale |
CoMP | ||
Cos | Class of Service | |
CPE | Customer Premises Equipment | Endkunden-Anschlussgerät |
Dark Fibre | Private Glasfaserleitung welche gemietet wird. Keine anderen Benutzer senden Daten über diese Glasfaserleitung. | |
DP | Distribution Point | Letzter Abzweig/Spleisspunkt vor Hausanschluss |
DWDM | Dense Wavelength Division Multiplex | |
LWL | Lichtwellenleiter | Übertragungstechnik mittels Licht (Glasfaser) |